Unsere Geschichte
DOCTORELLA aus Berlin überzeugen auf ihrem Debütalbum “Drogen und Psychologen“ mit fantasievollen, drastischen Texten und glamourösem Pop mit Underground-Prägung. „Lass uns Märchenwesen sein“ singen Doctorella und wollen das nicht als Gute-Laune-Klischee verstanden wissen, sondern als konkrete Aufforderung, als Anstiftung zum Utopisch-Sein: „Ihr Punk-Rock-Elektro-Synthie-Chanson-Mix ist immer überraschend und wirft mit Zeilen um sich, die einen immer wieder berühren, im Abgründigen wie im Utopischen.“ (Sebastian Dörfler in: derfreitag)
Denn Kerstin und Sandra Grether, Zwillingsschwestern, Songwriterinnen, Sängerinnen, Gitarristinnen, Keyboarderinnen und Chefinnen von Doctorella, haben schon immer Sachen gemacht, die es vorher noch nicht gab: als blutjunge Teenager aus der Kleinstadt ein Fanzine erfunden, kurz darauf nach Köln gezogen und für Musikzeitschriften wie Spex und das Pop-Feuilleton kluge, scharfsinnige Artikel geschrieben, die in der jungsdominierten deutschen Poplandschaft bis heute unvergleichlich und einzigartig sind.
Nächste Station der Schwestern: Hamburg. Dort – und das hatte es erst recht noch nicht gegeben – gründet Sandra Deutschlands erste – und über Jahre hinweg einzige – deutschsprachige Riot Grrrl-Band Parole Trixi, deren Album „Die Definition von süß“ (ZickZack/What´s So Funny About) in der Plattensammlung jeder coolen Feministin steht.
Kerstin schreibt mit „Zuckerbabys“ den ersten Poproman mit wirklich relevantem, weil todernstem Hintergrund. Lyrisch und haltungsstark. Und landet damit prompt einen Longseller im Suhrkamp-Verlag. Aber nicht nur das Publikum, auch die Presse ist begeistert. Und längst ist „Kerstin Grether“ auch Thema von Master-und Hausarbeiten an Universitäten in den Fächern „Kulturwissenschaften“ und „Neuere Deutsche Literatur.“
Mittlerweile in Berlin rufen Sandra und Kerstin Grether ihre gemeinsame Band ins Leben, was bei so viel Herzblut-Engagement für Dichtkunst, Rock und Feminismus fast zu schön ist, um wahr zu sein. Doctorella spielen in der Urbesetzung mit Jens Friebe (Bass), Andreas Spechtl (Gitarre) und Herman Herrmann (Schlagzeug) ab 2008 erste Konzerte. Gleich aufgrund des ersten Demo-Tapes erhält die Band via Fred Fröses „Haute Areal“-Label einen Verlagsdeal mit Warner/Chapell.
Mit „Drogen und Psychologen“( ZickZack) erscheint Ende März 2012 endlich das lang ersehnte Album. Die Band besteht nun, neben Sandra (Gesang, Gitarre, Songwriting) und Kerstin (Gesang, Keyboard, Songwriting) aus Mesut Molnar am Schlagzeug und Jakob Groothoff am Bass. Jakob verlässt die Band kurz darauf, um sich seinen vielen anderen Aktivitäten zu widmen. Außerdem spielt Sebastian Janata von Ja, Panik Gitarre. Produziert wird das Album vom renommierten Berliner Indie-Produzent Tobias Siebert und engineert von Simon Frontzek. Der Weg Sandras, von „Parole Trixi, der provokantesten Band Deutschlands“ (Stern) zur hymnisch-melancholischen Chansonrock-Band nimmt seinen Lauf:
„Drogen und Psychologen“ erhält euphorische Rezensionen, die Konzerte sind gut besucht. Die Band landet 2012 auch in den „Newcomer“- Charts diverser Musik-Zeitschriften und Blogs. Denn Märchenwesen können alles. Sie träumen den „übernächsten Traum“, wie es in einem Doctorella-Song heißt, und: die Grether-Sisters machen ihn wahr – nicht nur mit der Musik. Obwohl sie immer betonen, auf keinen Fall eine politische Band sein zu wollen.
2011 und 2012 organisieren die Zwillinge den Berliner „Slutwalk“ mit und werden vorübergehend zum Sprachrohr der hiesigen Bewegung. Slutwalk ist eine weltweite Demonstrationsform, die allein in Berlin mehr als 4000 Menschen auf die Straße lockt: „Gegen Vergewaltigungsmythen und gegen die Verharmlosung von sexualisierter Gewalt.“ Und so legen Sandra und Kerstin, gemeinsam mit anderen vorlauten Aktivist_innen, einen Grundstein dafür, dass der Riot-Girl & Punk-Feminismus auch in den zehner Jahren seine gesellschaftsverändernde Kraft entfalten kann. Die Saat geht auf. Ein bunter vielfältiger Feminismus, der auch Männer miteinschließt – jenseits von Old-School-Feminismus – wird zum Thema der Massenmedien.
2013 finden Doctorella ihre Songtitel als umgedichtete Überschriften in den Medien wieder: „Ich hol dich aus dem Horrorhaus“ usw. Sandra und Kerstin hatten den farbenfrohen Protest gegen das Berliner „Barbies Dreamhouse“ mitorganisiert… Unnötig zu erwähnen, dass Doctorella im Herbst 2013, gemeinsam mit Tocotronics Dirk von Lowtzow und Sookee, auch bei der „PinkStinks“- Demo vor dem Brandenburger Tor einen lässigen Auftritt hinlegen.
2015 demonstrieren am „8. März“ in Berlin bereits 10.000 Menschen. Doctorella liefern, ohne eine „Message-Band“ zu sein, den Soundtrack dazu, mit ihrem Utopisch-Sein, ihrer Großstadtmelancholie und ihrer Poetik. Denn starke Musik muss ihre Botschaft nicht vor sich hertragen wie ein Transparent. Dafür gibt es schließlich Transparente! Hin und wieder blitzt natürlich trotzdem mal gesellschaftskritischer Witz auf. „Die Reichen tragen schwarz“ etwa ist ein schwarzhumoriges Couplet gegen den schlechten Kleidergeschmack der Reichen.“Das Wesen aber, das sie jetzt geschaffen haben, Doctorella, ist etwas Neues: eine Polit-Band, die keine ist“, bemerkt eine Zeitschrift treffsicher.
Ihr Lieder behandeln die üblichen großen Themen der Rockmusik: Liebe, Wahnsinn, Drogen, Psychologen, Schmetterlinge, Sehnsucht, geheimnisvolle Begegnungen. Das Leben in den Nachtcafés – und in den Großstädten, wo man nie die Natur zu sehen kriegt.
Und Doctorella-Lieder wollen vor allem eines: Trost spenden und Drive geben in einer kalten Welt. Um zu merken, welche Wünsche bei Dir noch offen sind. Sperrangelweit. Wünsche, die Doctorella Dir erfüllen können. Dabei strahlen sie eine Menge guter Laune aus. Starke Melodien, berührende Schlüsselzeilen, feine & zackige Gitarren und Texte mit erzählerischer Dichte sind selbstverständlich.
2014 erscheint Kerstin Grethers zweiter Roman „An einem Tag für rote Schuhe“, der trotz seiner beklemmenden Thematik von der Literatur- und Pop- Kritik sowie von Medien und Publikum verstanden wird. „Buch des Monats“ im Musik-Express, „Tipp der Woche“ auf Radio Fritz, Deutschlandfunk und anderen Sendern und zwei einstündige Features im WDR (mit Musik von Doctorella) plus Lesungen im Berghain, auf Literaturfestivals und in Clubs folgen. Dazu gibt es immer mal wieder Akkustik-Sets von Doctorella. Und einen Song zum Buch: „Ich brauche ein Genie“, eine luftige und augenzwinkernde Electro-Pop-Hymne mit Akkustik-Gitarren & Sommerhut, das in Zusammenarbeit mit dem Produzenten Simon Werle (Werle & Stankowski) entstand.
Denn auch wenn man das bei so viel Autorenschaft vielleicht nicht denken würde: Kerstin Grether liebt nichts so sehr wie das Singen und Performen von Songs live auf der Bühne und Sandra Grether nichts so sehr wie das Songschreiben. Dafür haben die beiden, seit 2014 in neuer Besetzung, mit den Zwillingsbrüdern Flavio und Fabrizio Steinbach nun die perfekte Rhythmusgruppe an Bass und Schlagzeug gefunden: Die berühmt-berüchtigten Steinbach-Zwillinge, in Leipzig stationiert, die ebenfalls schon in jungen Jahren in die Indie-Welt eintauchten, in dem sie als „The Go-Luckys!“ mit der amerikanischen Neofolk-Ikone Barbara Manning international viel tourten und Platten aufnahmen, sowie auch unter dem Namen „Crashing Dreams” Alben veröffentlichten und ihre Interpretation von instrumentalen Indierock vorstellten.
Gleich bei den ersten gemeinsamen Proben im September 2014 merkte man, dass man nicht nur menschlich, sondern auch musikalisch komplett auf dem selben Dampfer unterwegs ist. Komplettiert werden sie dabei von Sascha Rohrberg, der ebenso wie Sandra Grether, Gitarre spielt. Märchenwesen eben.
Die Live-Feuertaufe besteht die umbesetzte Band bereits im November 2014 auf dem von Clemens Meyer kuratierten Literaturfestival München. Der Schriftsteller Clemens Meyer himself („Als wir träumten“) holt zu später Stunde seine Trompete raus und spielt ( natürlich! ) bei „Ich brauche ein Genie“ mit.
Das zweite Album erscheint im Herbst 2016. Die Band bezeichnet ihre Musik mittlerweile als Chanson-Rock. Mal aufbrausend, mal zärtlich, mal trostspendend, mal mit dem ausgestreckten Mittelfinger. Aber nie mit dem Zeigefinger… Schwärmerisch, sarkastisch, groß. Immer leidenschaftlich, immer kunstvoll, aber nie auf billige Effekte bedacht, erzeugen sie eine ganz neue Atmosphäre, in der man bei sich ankommen und über alles mal nachdenken kann. Ihre Themen kommen immer aus dem Herzen, nehmen aber auch das Gegenüber mit. Die beiden Dichterinnen finden die Themen, die sie selbst berühren, die aber auch noch viele andere Menschen berühren. In musikalischen Terms:
Das Album wird textlich noch smoother und direkter, andererseits auch radikaler und abgründiger werden.
Vorab veröffentlichte Doctorella im Juli 2015, anlässlich ihres Auftritts beim Berliner Singer/Songwriter-Festivals „Down by the river“ bereits einen ersten von den neuen Songs: „Ich will alles von Dir wissen“
Das Lied ist erstaunlich folkig und zeigt eine neue Facette der Band. Weitere neue Facetten werden folgen. Und apropos „Hier tagte die Boheme“: Was Doctorella unter „Boheme“ verstehen, kann man an ihrem neuen Video zu dem Song „Testosteron, get it on!“ schon mal sehen.
Ein Video als Referenz auf t.A.T.u`s „All the things she said“. Die Musik stammt von Doctorella & Andreas Spechtl (Ja, Panik), die Lyrics (wiederum ein Zitat auf T.Rex) sind von Kerstin Grether. Die „hinterdenbrüsten“-Aktivistinnen Theresa Lehmann und Mercedes Reichstein performen hier & spielen das herzzerreißende Liebespaar. Allerlei Prominenz aus Politik und Aktivismus steht da im Regen herum. Regie führte die Freelance-Aktivistin Josephine Witt. Der ganze Irrsinn wird gekrönt von einem Brecht Zitat. Der Song wurde produziert und abgemischt von Tobias Siebert und Simon Frontzek im Radio Buellebrueck Studio, Berlin, verlegt bei Warner/Chapell & Gorgeous Fork Music Publishing. Aber bei allen Referenzen: „Testosteron, get it on“ ist – wie der Titel schon sagt – mal wieder ein knalldirektes Chanson mit Glam-Rock- Appeal geworden. Typisch Doctorella eben.
Wie die Geschichte weiterging:
Who`s that band? Bandinfo 2024 | the doctorella
Erzählt von Alfred Hilsberg, Christina Mohr & Joachim Hentschel